Sonntag, 22. Juli 2012

Speisen und Getränke der Chinesen um 1900

Die umständliche Schlemmerei der Chinesen.
Die Gäste, nur Männer, nehmen an den "acht-Jeen-Tischen" Platz, auf welchen sich in langen reihen schalen und Untertassen mit Obst, Eiern, Schinkenschnittchen, eingemachten Kohl und der gleichen befinden. Das Gedeck besteht aus einer Untertasse, einem in zweiteiligem Dessertteller, für Melonensamen und Mandeln.
Den Essstäbchen einem Löffel und einer zweizinkigen Gabel.
Außerdem stehen jedem Gast ein Haufen von Papierschnitzeln zur Verfügung, die dazu dienen, die erwähnten Essrequisiten nötigenfalls zu reinigen. 
Der Inhalt der Schüsseln gehört nicht eigentlich zum Menü, sondern dient nur dazu, um durch gelegentliche Kostproben zwischen den einzelnen Gängen den Appetit zu reizen. 
Der Chinese, welcher im allgemeinen sehr genau ist, unterscheidet auch die Zahl der Anordnung der Gänge, rang und vermögen des Gastgebers. Es gibt Dinners zu 8 großen und 8 kleinen Gängen, 6 großen und 6 kleinen, oder 6 großen und 4 kleinen Gängen. Die Schüssel. welche einen Gang ausmacht, wird auf den Tisch gestellt und jeder Gast langt entweder mit den Stäbchen oder dem Löffel zu.
Die letzten 4 großen Gänge werden nach einander auf den Tisch gesetzt und nicht fort genommen. 
Darauf wird noch eine Schale Suppe aufgetragen und in kleinen Näpfchen Reis serviert, der mit Suppe übergossen wird.
Damit ist das Mahl zu Ende. 
Spülnapf und ein feuchtes Handtuch zur Reinigung des Mundes werden durch Diener gereicht.
Den Traubenwein sollen die Chinesen schon 1000 Jahre vor Christus gekannt haben, älter und ebenso verbreitet ist das aus Reis hergestellte Getränk, der Reiswein, dem übelste Folgen für seine starken Verehrer nach gesagt werden. 
Auch der Weingenuss ist wo er statt findet, mit den unvermeidlichen Zeremonien verknüpft, dass aber selbst durch sie der Geist des Weines sich nicht abhalten lässt, einen poetischen Ausdruck in einer Trinkstube zu suchen, mag nachfolgende Übersetzung eines solchen beweisen:
Das Wasser, das frische,
Das trinken die Fische,
Die Karpfen, die Hechte;
Wir wackeren Knechte
bei Tische,
Wir trinken das Wasser, das echte.

Das Wasser, das frische,
Das trinken die Fische,
Die Welse die Störe,
Die fröhlichsten Chöre,
Bei Tische,
Wir trinken, als ob sich´s gehöre.

Das Wasser, das frische,
Das trinken die Fische,
Die Barben, die Schmerle,
Ihr rührigen Querle
Bei Tische,
Nun schlürfest vom Weine die Perle.


Das Wasser, das frische,
Das trinken die Fische,
Die Aale uns Lachse,
Ihr traurigen Dachse,
Bei Tische,
So trinket, dass Luft euch erwachse.


Das Wasser, das frische,
Das trinken die Fische,
Die Schleien,Forellen,
Wir freien Gesellen,
Bei Tische,
Verschlingen vom Weine die Wellen.

Den Schluss eines Mahles bildet der Tee.
Meist meidet der Chinese die Spirituosen und viele können den Wein nicht vertragen. Der Tee wird seit Jahrtausenden angebaut, besonders in den südlichen Provinzen, wo die Bedingungen zu seinem Gedeihen vorhanden sind. Starke Regengüsse und darauf folgende Hitze im Wechsel. Reis und Tee bilden das Nahrungs- und Genussmittel des kleinen Mannes, wobei sich der unverwöhnte Gaumen zuweilen an einem Schluck "Samtschu" (Reisbranntwein) erfreut, wobei die Vornehmen des Landes sich an den Wein halten. 
Das Tabak rauchen ist in China soweit verbreitet, dass selbst die Frauen daran Anteil haben. Besonders erpichte Raucher lassen es sich nicht nehmen, zwischen den einzelnen Gängen einige Züge aus der kleinen Pfeife zu nehmen.

Opiumgenuss 
Der Opiumgenuss ist in China allgemein verbreitet, doch sind die unverbesserlichen und unmäßigen Opiumraucher nicht zahlreicher, als die Alkoholiker in den abendländischen Kulturstaaten.  Auch ist das Opium teuer und daher dem gemeinem Manne unerschwinglich.
In den Opiumhöhlen treiben sich zu meist nur ausschweifende Lebemänner, oder demoralisierte Nichtstuer herum, welche über entsprechende Mittel verfügen.
Es wäre das Selbe, wenn man die Europäer eine Saufbrüderschaft nennen würde, weil es unter ihnen nieder- und hochgeborene Trunkenbolde gibt. Arme Chinesen, welche sich dem Opiumgenusse hingeben, werden von ihresgleichen verachtet. Wie ein unverbesserlicher Säufer, der den Verdienst durch die Gurgel rinnen lässt und seine Familie hungert. Der Opiumgenuss ist aus den vornehmen Kreisen keines Weges verbannt, wobei Maßhaltung wie bei Sekt oder kostspieligem Tafelwein die Voraussetzung bildet, schon vom Standpunkt der guten Sitte und der Wohlanständigkeit.























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